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Forschungsstand für die Bachelorarbeit oder Masterarbeit schreiben

Forschungsstand: Eine Definition

Als „Forschungsstand“ wird in der Wissenschaft eine überblickartige Darstellung der aktuellen Forschungssituation und -literatur zu einem bestimmten Themenbereich bezeichnet. Damit bietet der Forschungsstand jeder Wissenschaftlerin und jedem Wissenschaftler eine Orientierungsmöglichkeit und erlaubt es, die eigene Forschung innerhalb eines bestimmten Forschungsdiskurses zu verorten. Die dafür relevanten Fragen lauten: Was haben andere zu diesem Thema erforscht und wie passen meine Forschungsergebnisse dazu?

Inhaltsverzeichnis

  1. Forschungsstand: Warum ist er notwendig?
  2. Für Studierende: Lästige Pflichtübung oder Chance zu glänzen?
  3. In vier Schritten zum gelungenen Forschungsstand
  4. Wohin mit der Abschlussbetrachtung des Forschungsstandes?

1. Forschungsstand: Warum ist er notwendig?

An Anfang und Ende einer jeden wissenschaftlichen Untersuchung steht die Bezugnahme auf den Forschungsstand. Denn jede wissenschaftliche Arbeit trägt – zumindest der Idee nach – zum wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritt bei: Entweder indem sie andere Theorien widerlegt, erweitert oder ganz neu aufstellt. Der Forschungsstand ist also ebenso Ausgangspunkt, wie auch Endpunkt einer Untersuchung. Er ist Ausgangspunkt indem er einen Überblick über den gegenwärtigen Erkenntnisstand eines bestimmten Untersuchungsfeldes liefert und er ist Endpunkt, wenn er die gewonnenen Erkenntnisse mit den früheren Theorien konfrontiert – sei es bestätigend, widerlegend oder erweiternd.

2. Forschungsstand für die Bachelorarbeit oder Masterarbeit: Lästige Pflichtübung oder Chance zu glänzen?

Für jeden Studierenden, der eine Masterarbeit oder Bachelorarbeit anfertigt, kommt hinzu, dass er mit ihr auch eine Arbeitsprobe der eigenen Fähigkeiten gibt und damit erkennen lässt, in welchem Ausmaß er das wissenschaftliche Handwerkszeug erworben hat. Wichtig ist dabei, dem Prüfer oder der Prüferin zu zeigen, dass man beansprucht, einen vollwertigen Beitrag zum Erkenntnisfortschritt verfasst zu haben (auch wenn das eher Anspruch als Wirklichkeit sein mag) und nicht bloß eine Pflichtaufgabe heruntergerissen hat. Damit macht man kenntlich, dass man sich von einer Schülermentalität verabschiedet hat und zu einer wissenschaftlichen Denkweise gelangt ist. Deswegen sollte man die Chance nutzen, einen guten Forschungsstand zu schreiben und das keinesfalls als lästige Pflichtübung abtun.

Eine weitere wichtige Fähigkeit, die man beim Schreiben des Forschungsstandes zeigt, ist die, ein unübersichtliches Forschungsfeld zu sichten, zu systematisieren und nur das herauszustellen, was für die eingene Bachelorarbeit oder Masterarbeit relevant ist. Als relevant gilt natürlich auch das, wovon man sich abgrenzen möchte und nicht nur das, worauf man aufbaut. Keinesfalls sollte man jedoch eine Auflistung mit dem Anspruch auf Vollständigkeit anfertigen. Als Maxime kann stattdessen gelten: „Halte es knapp!“ Niemand möchte eine Geschichte der Erforschung eines bestimmten Gegenstandes lesen, wenn die Arbeit eigentlich das Ziel verfolgt, eine bestimmte Forschungsfrage zu beantworten.

Zwei Vorteile des Forschungsstandes für die Bachelor- oder Masterarbeit:

  • Die Auseinandersetzung mit dem Forschungsstand bietet die Möglichkeit, das eigene Forschungsvorhaben besser einzugrenzen und die eigene Fragestellung zu schärfen. Dadurch wird es möglich, das Besondere der eigenen Arbeit besser in den Blick zu bekommen, sei es, dass es sich dabei um inhaltliche oder methodische Fragen handelt.
  • Weiterhin bietet die Bezugnahme auf den Forschungsstand die Möglichkeit, einen Roten Faden durch die Arbeit zu ziehen und sie dadurch ein Stück runder zu machen. Indem Sie nämlich den Forschungsstand zu Beginn der Arbeit darstellen und am Ende ihrer Untersuchung (bei der Besprechung der Ergebnisse) wieder aufgreifen, schaffen Sie einen Spannungsbogen. Gleichzeitig setzen Sie ihre Arbeit in Beziehung zu den Forschungsarbeiten anderer und machen Ihren Beitrag zu einem der scientific community.

In 4 Schritten zum gelungenen Forschungsstand

1. Sichten Sie die Literatur und wählen Sie eine Form der Kategorisierung, um das Forschungsfeld zu systematisieren. Mögliche Kategorien können sein:
  • Zeit: Frühere Arbeiten werden zuerst genannt.
  • Fachrichtungen: Ist der Untersuchungsgegenstand in anderen Disziplinen auch relevant?
  • Theorieschule: Diese erkennt man oft an der Endung „-ismus“ (z. B. Konstruktivismus oder Poststrukturalismus).
  • Methode: Wie wurden Daten erhoben (z. B. Interviews oder Befragung) und welche Analyseverfahren (z. B. statistische Auswertung oder Textanalyse) sind verwendet worden?
2. Nehmen Sie den Leser an die Hand und begründen Sie, welche Einteilung in Ihren Augen sinnvoll ist und wie Sie den Forschungsstand in Ihrer Bachelorarbeit oder Masterarbeit handhaben werden. Hierbei ist die Frage leitend, ob es ein großes Forschungsfeld und viele Untersuchungen gibt oder ob das Feld sehr begrenzt ist. Beispielsätze zum Forschungsstand in Bezug auf die:
  • Zeit: „Die Studie von Autor XY war die erste, die sich mit Gegenstand beschäftigt hat.“
  • Fachrichtung: „Das Phänomen des XY wird in unterschiedlichen Fachdisziplinen untersucht. Sowohl in der Soziologie als auch in den Wirtschaftswissenschaften finden sich Arbeiten dazu.“
  • Theorieschule: „Der Autor XY nähert sich dem Untersuchungsgegenstand aus einer konstruktivistischen Perspektive.“
  • Methode: „In zwei Studien (Meier 1997, Schulze 1999) wurde sich dem Phänomen auf quantitative Weise genähert. Im Bereich der qualitativen Forschung liegt nur eine Arbeit vor (Müller 2001).“
3. Entscheiden Sie sich, in welchem Ausmaß und wo Sie den Forschungsstand darstellen möchten. Dies hängt ab von der Art der Arbeit, die Sie schreiben. In einer Hausarbeit genügt in der Regel ein Absatz in der Einleitung, wärend in einer Dissertation dem Forschungsstand ein eigenes Kapitel gewidmet werden sollte. In einer Bachelorarbeit oder Masterabeit sollte die Frage pragmatisch gelöst werden: Wenn Sie viel aufzuzählen haben, bietet sich ein eigenes Kapitel an, andernfalls genügt ein Abschnitt in der Einleitung.

4. Die Arbeit rund machen: Wenn Sie ihre Ergebnisse Ihrer Arbeit vorliegen haben, bietet es sich an, diese mit dem Forschungsstand zu konfrontieren. Sie können dabei heraustellen, in welcher Hinsicht sich Ihre Ergebnisse von denen anderer Arbeiten unterscheiden. Lassen Sie Ihrer Kritik ruhig freien Lauf - natürlich soweit sie von ihren Ergebnissen gedeckt ist.

Wohin mit der abschließenen Erörterung des Forschungsstandes? Ob Sie hier ein eigenes Kapitel schreiben oder es im Fazit unterbringen sollten, hängt vom Ausmaß Ihre Ergebnisse ab. Wenn Sie viel Neues liefern und viel Kritik an anderen Ansätzen äußern möchten, dann werden Sie Platz brauchen. Sie müssen also ganz konkret angesichts Ihrer Ergebnisse entscheiden, welche Variante Sie wählen.
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